An dieser Stelle stand ursprünglich eine Burg, nahe der strategisch wichtigen Kreuzung eines West-Ost- und Nord-Süd-Handelsweges (heute B1 und B3).
Im 13.Jahrhundert siedelte sich in dieser inzwischen verlassenen und an das Domkapitel in Hildesheim verschenkten Burg ein Klausner an, dem sich vier weitere fromme Männer anschlossen.
Dieser kleine Konvent wurde 1316 dem Bischof von Hildesheim unterstellt und 1328 in ein Augustiner-Chorherren-Stift umgewandelt.
Im 15. Jahrhundert schloss sich das Kloster der Windesheimer (Reform) Kongregation an, in der es eine leitende Rolle übernahm.
In diese Zeit der Blüte des Klosters fällt der Bau der Klosterkirche, die 1497 vollendet wurde.
Die Reformation des Klosters im Jahre 1543 leitete aber bereits den Niedergang ein.
Nach und nach verließen die Mönche das Kloster, 1564 wurde die Kirche geschlossen.
In dem Chor der Klosterkirche, der ehemaligen Bruderkirche, wurde 1590 die Gemeindekirche Wittenburg eingerichtet, das Kirchenschiff, die ehemalige Laienkirche, diente fortan als Scheune und Lagerraum.
Die übrigen Klostergebäude, die den 30jährigen Krieg offensichtlich überstanden hatten, wurden in der Folgezeit abgetragen, lediglich die Reste einer Scheune im Dorfe dürften noch klösterlichen Ursprung haben.
Die Ländereien wurden als Domäne verpachtet. Diese wurde 1780 zur Hälfte aufgesiedelt, der verbliebene Teil diente als Musterbetrieb, der weit in die Hannoverschen Lande hinein wirkte.
Diesem Musterbetrieb ist auch zu verdanken, dass Wittenburg 1795 Sitz der Calenbergischen Landwirtschafts-gesellschaft wurde.
Mit der endgültigen Aufsiedlung der Domäne 1908 fand auch dieses Kapitel des ehemaligen Klosterbesitzes ein Ende.
Die Klosterkirche St. Marien und Willhadi
Die Kirche überrascht mit einer Länge von 44 m. Schon von außen fällt eine Zweiteilung auf. Im Osten der Chor, der fast die Hälfte der Kirche einnimmt, mit außenstehenden Strebepfeilern, und das ehemalige Kirchenschiff mit glatten Außenwänden und innen stehenden Wandpfeilern.
Der Chor der Kirche dient seit 1590 als Gemeindekirche, während die Westkirche nach Freiräumung von Lagergut im Jahre 2003 heute leer steht – ein idealer Raum für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Ausstellungen.
Zeugnisse aus klösterlicher Zeit sind in der Gemeindekirche die steinerne Mensa und das aus Eichenholz gefertigte Chorgestühl, in der Sakristei ebenfalls eine steinerne Mensa und ein liturgisches Ausgussbecken, in der Westkirche lediglich die nachträglich in die Wände eingelassenen Grabsteine aus dem 15. und 16. Jahrhundert.
Der reich verzierte Taufstein von 1590 ist ein Geschenk des Herzogs von Braunschweig und Lüneburg anlässlich der Einrichtung der Gemeindekirche.
Die Empore ist um 1800 entstanden, die Orgel 1839, sie ist das erste Werk des berühmten Orgelbaumeisters Philipp Furtwängler aus Elze.
Auf den bekannten hannoverschen Baumeister Conrad Wilhelm Hase gehen der im neugotischern Stil gehaltene Altaraufsatz, die Kanzel und das Lesepult zurück (1884).
Die Westkirche vermittelt das ganz ungewohnte Raumgefühl einer leerstehenden gotischen Halle von beeindruckender Dimension.
Der Chor der Kirche dient seit 1590 als Gemeindekirche, während die Westkirche nach Frei- räumung von Lagergut im Jahre 2003 heute leer steht – ein idealer Raum für kulturelle Veranstaltungen wie Konzerte und Ausstellungen.
Führungen
Führungen – 2 € pro Person – vermittelt das Kirchenbüro in Holtensen (Tel. 05044 – 334; erreichbar:
Di. 17.30 – 18.30, Mi. und Fr. 9.00 – 12.00).
Dauer 45 – 60 Minuten.
Oder unter Tel. 05068 8764 bei Fam. Enthof